Konzert zum Tag der Arbeit

Glen Meadmore and The Lazy (USA) | Castanetti, Hirschmugl & Glück (AUT)

ACHTUNG: Leider haben „Convertible“ kurzfristig abgesagt. Als Ersatz gibts trotzdem Musik vom Feinsten – Castanetti, Hirschmugl & Glück!

Egal, womit man sein Geld verdient. Sei es am Fließband, als Pädagoge, im Hochofen, an der Kinokasse, als Leichenwäscher, Tennislehrer, Winzer oder Kerzenzieher. Die Monotonie ist die Geburtsstunde der Routine. Eine Arbeit kann und muss somit herausfordernd sein. Im Lexikon nachgeblättert, wird Provokation als Herausforderung gleichgesetzt. Ist Arbeit demzufolge Provokation? Oder ist gezielte Provokation schweißtreibende Arbeit? Oder anders gefragt: sind Provokateure die eigentlichen Leistungsträger unserer Gesellschaft?

Das Land mit dem roten Ahornblatt hat vielleicht wieder mal die Alternativ-Antwort auf all diese Fragen. Bei Glen Meadmore liegen die Fakten jedenfalls auf der Hand. Als Provokateur par Excellence  (Agent i. R.) empfindet er seine eigene Arbeit selbstverständlich als bodenlose „Herausforderung“. Er rüttelt die Leute, wie jemand mit zu viel Honigwein intus, durch bewussten Aktionismus und handfeste Skandale ordentlich durch. Wenig verwunderlich also, dass sich ausgerechnet Ozzy Osbourne, Peaches oder Brian Eno als Fans outeten. Sein Publikum benötigt Baldrian in rauen Mengen. Er lässt sich hingegen kaum von jemanden herausfordern. Beleidigungen wie „krankes Schwein“ perlen bei ihm ab wie Wassertropfen auf einem Ahornblatt und werden eher als Kompliment erfreut entgegen genommen.

Aber wie kommt jemand dazu, einen Menschen als „krankes Schwein“ zu bezeichnen? Womit kann jemand derart provozieren? Und die noch viel wichtigere Frage: warum findet der das auch noch gut? Der gebürtige Kanadier lebt nun in der Stadt der Engel. Das passt irgendwie, hat er doch zum Glauben einen ganz eigenen Konnex. Die Selbstbezeichnung „gay christian country punk“, seine blasphemischen Kommentare und seine auf der Bühne ausgelebte „Nächstenliebe“ sind Widersprüche, wie er selbst auch einen verkörpert. Das erklärt vielleicht so manches, aber bei weitem noch nicht alles. Dieser Mensch ist unerklärbar und unberechenbar. Ein Wesen, das entdeckt werden möchte. Seien wir froh, dass er und seine Mannen „The Lazy“ zwischen Monarchenhochzeit und kanadischen Neuwahlen noch Zeit gefunden haben im Bertholdsaal vorbeizuschauen. Eine seltene Chance, die du nutzen solltest.

Castanetti, Hirschmugelgl & Glück (AUT)

Digging for the roots – Der Titel dieses Albums ist Programm des Trios aus Steyr und Wien. Schon am Cover kann man ein Sammelsurium an alten (und neueren) Platten entdecken – von den Beatles über Neil Young und Johnny Cash zu Bob Dylan bis hin zu the Notwist oder auch John Coltrane. Ein Abend voller Herausforderungen. Provokation und Erholung für das arbeitende Volk.

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